IETF stellt sich gegen Reservierung weiterer Spezialdomains

Das für das Anonymisierungsnetz Tor verwendete .onion-Label hat endlich einen Status als Spezialdomain. Weitere Interessenten drängen jetzt auf Gleichbehandlung. Doch die IETF will das Türchen, durch das Tor schlüpfte, fester schleßen als vorher.

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IETF stellt sich gegen Reservierung weiterer Spezialdomains
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Von
  • Monika Ermert
  • Dusan Zivadinovic

Die Internet Engineering Task Force (IETF) muss ihre Regeln zur Reservierung von Spezialdomains überarbeiten. Das schreibt der Vorsitzende der Organisation, Jari Arkko, in einem Blogpost anlässlich der Reservierung des Labels .onion. Das bei der Registrierung der Tor-Domain verwendete Verfahren, das das RFC 6761 spezifiziert, "skaliert nicht", begründet Arkko. Die Standardisierungsorganisation befürchtet offenbar einen Ansturm auf die bei der IETF billigere Zulassung abseits der offiziellen Prozesse für Top-Level-Domains.

Laut Arkko habe die IETF das RFC 6761 nur ausnahmsweise und gegen viel Widerstand aus den eigenen Reihen noch einmal in der vorliegenden Form angewendet. Den Ausschlag hätten letztlich Sicherheitserwägungen für Tor-Nutzer gegeben. Die Domain .onion wird seit Jahren außerhalb des klassischen Domain Name System (DNS) für das Routing im Anonymisierungsnetz Tor eingesetzt. Jetzt hat sie auch offiziell einen Status wie die Test-Domains .test, .example oder die für das Zeroconf-Protokoll verwendete Domain .local, die für internen Gebrauch reserviert sind und allesamt nicht im öffentlichen DNS auftauchen dürfen. Das soll neben anderen Maßnahmen gewährleisten, dass Anfragen, die für das Tor-Netz bestimmt sind, nicht unverwünschtermaßen doch im Internet landen und so die Anonymisierungsabsicht verraten.

Die Zulassung von Spezialdomains seitens der IETF müsse aber die Ausnahme bleiben, bekräftigt Arkko jetzt. Üblicherweise läuft die TLD-Vergabe über die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN). Diese hat für die TLD-Vergabe einen aufwändigen und sehr kostspieligen Prozess etabliert. Bereits zusammen mit den .onion-Antragstellern hatten sich Vertreter von P2P-Projekten in die Schlange bei der IETF gestellt, um ebenfalls einen Sonderstatus für weitere TLDs zu erhalten (.bit, .gnu, .i2p). Sie müssen sich nach der Ankündigung des IETF-Vorsitzenden mindestens auf eine lange Diskussion in der IETF bereit machen – aber wohl auch auf neue Spielregeln, die erst noch festgelegt werden. (dz)